Der Höhepunkt Fußball WM 2018 im eigenen Land ist für Russland Geschichte. Der fußballerische Alltag hat das Land wieder. Und hier schlägt sich Russland gar nicht schlecht. Schließlich konnte die Sbornaja sogar die Teilnahme an der Fußball EM 2021, die trotz der Verschiebung wegen Corona um ein Jahr weiterhin offiziell „UEFA EURO 2020“ heißt, frühzeitig unter Dach und Fach bringen.
Bei der WM vor zwei Jahren erreichte Russland das Viertelfinale. Die Hoffnung ist, dass bei der EM-Endrunde ein ähnlicher Erfolg wieder gelingt. Schließich dürfen die Russen die Partien der EM 2021 Gruppe B gegen Belgien und Finnland im heimischen St. Petersburg bestreiten. Lediglich gegen Dänemark muss das Team von Chefcoach Stanislaw Tschertschessow in Kopenhagen ran.
Russlands Spielplan bei der EM 2021
Dat. | Uhrzeit | Match | Ergebnis | Spielort |
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Sa, 12.06.2021 | 21:00 | Belgien – Russland | 3:0 | 🇷🇺 St. Petersburg |
Mi, 16.06.2021 | 15:00 | Finnland – Russland | 0:1 | 🇷🇺 St. Petersburg |
Mo, 21.06.2021 | 21:00 | Russland – Dänemark | 1:4 | 🇩🇰 Kopenhagen |
Russland in der Tabelle der Gruppe B
Russland EM 2021 Kader im Überblick
Tor: Yuri Dyupin (Rubin Kazan), Matvei Safonov (Krasnodar), Anton Shunin (Dinamo Moskau)
Abwehr: Georgi Dzhikiya (Spartak Moskau), Igor Diveev (ZSKA Moskau), Yuri Zhirkov (Zenit St. Petersburg), Vyacheslav Karavaev (Zenit St. Petersburg), Fedor Kudryashov (Antalyaspor), Andrei Semenov (Akhmat)
Mittelfeld: Dmitri Barinov (Lokomotiv Moskau), Rifat Zhemaletdinov (Lokomotiv Moskau), Maksim Mukhin (Lokomotiv Moskau/ZSKA Moskau), Aleksandr Golovin (AS Monaco), Daniil Fomin (Dinamo Moskau), Roman Zobnin (Spartak Moskau), Alexei Ionov (Krasnodar), Daler Kuzyayev (Zenit St. Petersburg), Magomed Ozdoev (Zenit St. Petersburg), Denis Makarov (Rubin Kazan), Aleksei Miranchuk (Atalanta), Denis Cheryshev (Valencia), Roman Evgenjev (Dinamo Moskau)
Angriff: Artem Dzyuba (Zenit St. Petersburg), Anton Zabolotnyi (Sochi), Aleksandr Sobolev (Spartak Moskau)
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Der russische EM 2021 Kader im Check
Russland hat viele gute Spieler in seinen Reihen. Zugriff auf überragende Einzelkönner hat Tschertschessow allerdings nur bedingt. Der rechte Verteidiger Mario Fernandes, der offensive Mittelfeldspieler Aleksandr Golovin und Mittelstürmer sowie Mannschaftskapitän Artem Dzyuba genügen dieser Anforderung noch am ehesten.
Ansonsten befinden sich viele solide Akteure, aber nichts, was zur europäischen Spitzenklasse zählen dürfte. Rein nominell sind andere Teams besser besetzt.
Nachfolgend möchten wir euch vorstellen, mit 26-Mann Kader Russland bei der Europameisterschaft 2021 antritt bzw. wer wohl in der Aufstellung der ersten Elf stehen wird. Wir schicken dabei die in unseren Augen beste Elf aufs Feld.
Was das System angeht, so ist noch unklar, ob Russland bei der Endrunde mit einer Dreier- oder einer Viererkette auflaufen wird. In der EM-Qualifikation setzte Tschertschessow fast ausnahmslos auf ein 4-2-3-1, zum Auftakt der WM 2022 Qualifikation lief die Sbornaja aber in zwei von drei Spielen mit einer Dreierkette auf.
Tor
Nach dem Rücktritt der Torhüter-Legende Igor Akinfeev (111 Spiele im Russland-Trikot) nach der WM 2018, gilt das Tor bei den Russen als Problemzone. Bei der EURO wird wohl der 34-jährige Anton Shunin (Dinamo Moskau) das Tor hüten, er hat sich zum Auftakt der WM 2022 Quali Ende März als Einsergoalie etabliert.
Dahinter muss sich der 33-jährige Yuri Dyupin (Rubin Kazan) als Nummer 2 anstellen. Als dritter Torwart nimmt bei den Russen der aufstrebende Matvey Safonov (Krasnodar) auf der Ersatzbank Platz.
Verteidigung
Nach dem Tor ist die Verteidigung abgesehen von Rechtsverteidiger Mario Fernandes (ZSKA Moskau) wohl der schlechteste Teil der russischen Mannschaft. Es fehlt vor allem an guten Innenverteidigern.
Dort werden vermutlich der 27-jährige Georgiy Dzhikiya (Spartak Moskau) und der 32-jährige Andrey Semenov (Akhmat Grozny) auflaufen. Weiters kommen für diese Position noch Igor Diveev (ZSKA Moskau) und Roman Evgenjev (Dinamo Moskau) in Frage, die beide noch nicht älter als 22 Jahre alt sind und noch eine große Zukunft vor sich haben könnten.
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Die Situation auf der linken Abwehrseite ist ebenfalls problematisch. Mit dem 37-jährigen Yuri Zhirkov (Zenit St. Petersburg) und dem 34-jährigen Fedor Kudryashov (Antalyaspor) stehen zwei Linksverteidiger bereit, die ihren Zenit bereits längst überschritten haben. Der 26-jährige gelernten Rechtsverteidiger Vyacheslav Karavaev (Zenit St. Petersburg) wäre für links hinten ebenfalls eine Option.
Rechts hinten wird der oben bereits erwähnte Mario Fernandes (ZSKA Moskau) von Beginn an auflaufen. Sollte der 30-Jährige ausfallen, dürfte Karavaev rechts auflaufen.
Mittelfeld
Im defensiven Mittelfeld hat Teamchef Stanislaw Tschertschessow im Russland EM 2020 Kader die Wahl zwischen Daler Kuzyaev, Magomed Ozdoev (beide Zenit St. Petersburg), Roman Zobnin (Spartak Moskau), den beiden 24-jährigen Dmitri Barinov (Lokomotiv Moskau) und Daniil Fomin (Dinamo Moskau) sowie dem erst 19-jährigen Mega-Talent Maksim Mukhin, der nach der Endrunde von Lokomotiv Moskau zu ZSKA Moskau wechselt. Die besten Karten auf einen Einsatz in der Startelf dürften dabei Ozdoev und Zobnin haben.
🗓️ Spielplan EM 2021 🗓️
Im offensiven Mittelfeld läuft mit dem 25-jährigen Aleksandr Golovin (ZSKA Moskau) der Star des russischen Nationalteams auf (hier alle EM 2021 Stars ansehen). Als Back-up auf dieser Position hält sich der 25-jährige Aleksey Miranchuk von Atalanta Bergamo warm.
Linksaußen hat Chefcoach die Wahl zwischen dem 30-jährigen Denis Cheryshev (FC Valencia) und dem bereits genannten gelernten Linksverteidiger Yuri Zhirkov. Als rechter Flügelspieler dürfte entweder der 32-jährige Aleksey Ionov (FK Krasnodar), der 24-jährige Rifat Zhemaletdinov (Lokomotiv Moskau) oder der 23-jährige Denis Makarov (Rubin Kazan) eingesetzt werden.
Angriff
Im Sturmzentrum geht nichts über Kapitän Artem Dzyuba (Zenit St. Petersburg). Der 32-Jährige hat in der EM 2020 Quali für wichtige Tore gesorgt und beim 9:0 Sieg gegen San Marino sogar einen Viererpack erzielt. Die weiteren Angreifer im Russland EM 2021 Kader lauten Aleksandr Sobolev (Spartak Moskau) und Anton Zabolotnyi (FK Sotschi) und werden höchstens als Joker zum Zug kommen.
Das russische Nationalteam bei der EURO 2020
Die wichtigsten Infos | 🇷🇺 Russland |
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Trainer | Stanislaw Tschertschessow 🇷🇺 |
Größter Erfolg | Europameister 1960 |
Rekordtorschütze | Alexander Kerschakow (30 Tore) |
Rekordspieler | Sergei Ignaschewitsch (127 Länderspiele) |
Wertvollster Spieler | Aleksandr Golovin (28 Mio. €, Stand: 11.06.21) |
Gesamtmarktwert | 190,80 Mio. € (Stand: 112.06.21) |
Spitzname | Sbornaja |
FIFA-Weltrangliste | 38. Platz (Stand: 27.05.21) |
Höchster Sieg | 9:0 gegen San Marino (2019) |
Höchste Niederlage | 0:16 gegen Deutschland (1912) |
EM-Teilnahmen | 11 (inkl. EM 2021) |
Russlands Talente bei der Endrunde 2021
Das größte Problem hat Russland, wenn es um Nachwuchs geht, der Hoffnung macht. Wirklich gute Talente existieren im russischen EM 2021 Kader bis auf den 19-jährigen Maksim Mukhin (Lok Moskau/ZSKA Moskau) faktisch nicht. Ansonsten sind lediglich die beiden Innenverteidiger Igor Diveev (21 Jahre, ZSKA Moskau) und Roman Evgenjev (22 Jahre, Dinamo Moskau) sowie Ersatzgoalie Matvey Safonov (22 Jahre, FK Krasnodar) noch unter 23 Jahre alt. Sollte es aber im Russland-Kader zu keinen Ausfällen kommen, werden die genannten Akteure vermutlich sehr wenig bis gar nicht zum Einsatz kommen.
Das durchschnittliche Alter lag zum Zeitpunkt der erfolgreichen EM-Qualifikation bei 27,36 Jahren. Nur im Mittelfeld lag es unter 25 Jahren. In der Abwehr betrug es fast 29 Jahre. Russland hat den Umbruch ein Stück weit verschlafen. Für die EM 2021 muss dies noch nichts heißen. Doch mittelfristig dürfte sich dieser Mangel an Talenten für die Russen rächen.
Hat Russland Chancen auf den EM-Titel?
Bekanntlich soll man niemals nie sagen. Diese alte Weisheit gilt auch und insbesondere für den Fußball. Dass Kroatien bei der WM 2018 Vize-Weltmeister werden würde, hatte wohl niemand auf der Rechnung. Warum soll Russland also nicht einen ähnlichen Coup bei der paneuropäischen Europameisterschaft 2021 schaffen? Doch gefühlt gilt: Russland hat keine Chance auf den Titel – aber diese könnten sie nutzen.
Gegen den Titel sprechen vor allem die schwache Defensive und der eher durchschnittliche Sturm. Hier fehlt es im Vergleich mit anderen Teams schlicht und einfach an Qualität. Angreifer wie Kylian Mbappé, Marcus Rushford oder Timo Werner haben die Russen einfach nicht in ihrem Kader. Ähnliches gilt für Innenverteidiger wie Sergio Ramos oder Virgil van Dijk. Lediglich das Mittelfeld könnte Stand halten – aber auch dieses ist im Vergleich mit den großen Nationen schwach besetzt.
Für Russland spricht die jüngste Vergangenheit. Das Team marschierte sehr souverän durch die Qualifikation. Lediglich Belgien, das nun auch in EM Gruppe F ein Gegner ist, war eine Nummer zu groß. Ansonsten lösten die Russen jede Aufgabe mit Bravour – was man ihnen so nicht zugetraut hatte.
Wer Russland als Gegner bei der EURO 2020 unterschätzt, wird dies bitterlich bereuen. Der Aufstieg ins EM Achtelfinale ist für die russische Nationalmannschaft 2021 auf jeden Fall möglich, denn gegen Finnland und Dänemark können die Russen sicherlich mithalten.