Auch wenn mittlerweile schon wieder ein Bundesliga-Spieltag absolviert wurde und der Fokus zudem auf die internationalen Wettbewerbe gerichtet ist, wirkt das 0:6-Debakel der deutschen Nationalmannschaft zum Abschluss der DFB Nations League in Spanien weiterhin nach. Und auch eine Woche nach der in allen Belangen desolaten Vorstellung von Sevilla ist noch offen, wie es mit Bundestrainer Joachim Löw weitergeht.
Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff sprach dem 60-Jährigen zwar unmittelbar nach der Partie in Spanien das Vertrauen aus, doch die richtige Aufarbeitung dieser herben Schlappe sowie eine generelle Analyse der Entwicklung der Nationalmannschaft in der jüngeren Vergangenheit steht noch aus.
Analyse von und mit Oliver Bierhoff am 04.12.
Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird sich laut offizieller Mitteilung nun am 4. Dezember im Rahmen seiner nächsten Sitzung konkret mit der Situation der Nationalmannschaft beschäftigt.
Besonders in der Verantwortung steht dann zunächst Bierhoff, der die aktuelle Lage der wichtigsten Mannschaft des DFB darstellen und auch einschätzen soll – sowohl unter Bezugnahme der Niederlage gegen Spanien als auch der Gesamtentwicklung der Mannschaft in den vergangenen gut zwei Jahren seit der mit dem Vorrunden-Aus völlig verpatzten Weltmeisterschaft 2018 Russland.
Bierhoff wird sich im Vorfeld sicherlich auch mit Bundestrainer Löw austauschen, der am 4. Dezember nicht persönlich anwesend sein wird. Wie der DFB in seinem Statement betonte, beschäftigt sich das Präsidium auch deshalb erst über zwei Wochen nach der Pleite von Spanien mit der Thematik, um Löw „die zeitliche und emotionale Distanz zu geben, die aktuelle Situation der Nationalmannschaft grundlegend aufzuarbeiten.
Sportlich, um die Ursachen der deutlichen Niederlage von Sevilla zu analysieren. Und persönlich, um die eigene große Enttäuschung zu verarbeiten.“
(1/2) Das DFB-Präsidium hat einstimmig einen Fahrplan verabschiedet, um Erkenntnisse zu sammeln, auszuwerten und darüber zu beraten. pic.twitter.com/OvwcUHo7Ms
— DFB (Verband) (@DFB) November 23, 2020
Nach Informationen der “Bild“ soll es indes schon vor dem 4. Dezember in kleinerer Runde zu einem Treffen zwischen Löw auf der einen Seite sowie DFB-Präsident Fritz Keller und Vize Peter Peters auf der anderen Seite kommen.
Ob und wie es mit Löw als Bundestrainer weitergeht, scheint im Vorfeld der richtungsweisenden Gespräche offen. Dem Vernehmen nach schließt der noch mit einem Vertrag bis zur WM 2022 ausgestattete Coach einen Rücktritt aktuell aus. Es gilt aber als nicht ausgeschlossen, dass die DFB-Verantwortlichen Löw just zu diesem Schritt raten, mit dem alle Beteiligten ihr Gesicht wahren würden.
Ralf Rangnick als Alternative?
In diesem Fall freilich müsste ein Nachfolger gefunden werden. Die Auswahl an geeigneten und vor allem verfügbaren Kandidaten wäre dabei allerdings überschaubar. Während Jürgen Klopp unter Verweis auf seine Aufgabe beim FC Liverpool bereits abgewunken hat, dürfte der FC Bayern München den einst als Löw-Assistent tätigen Hans-Dieter Flick kaum abgeben.
Als seriöser Kandidat bleibt damit eigentlich nur der vor wenigen Monaten aus dem Red-Bull-Imperium ausgeschiedene Ralf Rangnick, der durchaus auch als interessiert gilt. Rangnick freilich wäre eine Wahl, mit der beim DFB mutmaßlich einiges auf links gedreht würde, was bei den Verantwortlichen wenige Monate vor der Fußball EM 2021 wohl auch nur bedingt als erstrebenswertes Szenario gilt.
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