Schon als die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien Weltmeister wurde, galt die linke Abwehrseite als Problemzone. Mit Benedikt Höwedes agierte bei der erfolgreichen WM ein gelernter Innenverteidiger als linkes Glied der Viererkette, machte seine Sache aber mehr als ordentlich. Nichtsdestotrotz war Höwedes dort mangels Tempo und Offensivdrang dort keine Dauerlösung und wurde in den folgenden Jahren von Jonas Hector abgelöst.
Hector lieferte auf der linken Abwehrseite der DFB-Auswahl zwar selten überragende Leistungen ab, stand bei Bundestrainer Joachim Löw aber aufgrund seiner Verlässlichkeit stets hoch im Kurs. Nach insgesamt 43 Länderspielen im deutschen Nationaltrikot erklärte der 30-jährige Kölner aber im vergangenen Sommer seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft, war allerdings zuvor schon nicht mehr gesetzt. Der optimale Nachfolger für Hector wurde bis dato indes noch nicht gefunden.
Mit Nico Schulz, Marcel Halstenberg, Philipp Max und Robin Gosens kamen zwar mehrere Linksverteidiger zum Zug, doch als Nummer eins auf dieser Position konnte sich bisher noch niemand etablieren. In den ersten Spielen der Deutschland WM Quali gegen Island (3:0) und in Rumänen (1:0) entschied sich der Bundestrainer sogar überraschend für Allrounder Emre Can als linker Verteidiger, der dort aber auch keine Idealbesetzung verkörpert.
Sosa glänzt als Vorbereiter
Wer bei der Europameisterschaft 2021 im DFB-Team hinten links auflaufen wird, lässt sich unabhängig von Dreier- oder Viererkette im Moment noch nicht seriös prognostizieren. Auch deshalb nicht, weil womöglich noch ein weiterer Kandidat hinzukommt, der in der laufenden Bundesliga-Saison reichlich Eigenwerbung betreiben konnte.
Mit zehn Vorlagen, überwiegend mit maßgenauen Flanken und häufig auf Sturmtank Sasa Kalajdzic, in seinen verletzungsbedingt nur 23 Einsätzen, hat sich Borna Sosa beim VfB Stuttgart endgültig zu einem Leistungsträger entwickelt – und allem Anschein nach auch zu einer Option für die deutsche Nationalmannschaft.
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— Stuttgarter Zeitung (@StZ_NEWS) May 7, 2021
Zwar bestritt Sosa von der U17 bis zur U21 47 Junioren-Länderspiele für Kroatien, kam aber noch nicht in der A-Nationalmannschaft des Vize-Weltmeisters zum Zug.
Deshalb und weil Sosas Mutter in Berlin geboren wurde, als der Großvater des 23-Jährigen in der deutschen Hauptstadt 30 Jahre lang ein Bauunternehmen hatte, besteht nun noch die Möglichkeit zum Verbandswechsel. Die entsprechenden, formellen Voraussetzungen wurden bereits geschaffen, hat Sosa doch einen Einbürgerungstest bestanden und inzwischen neben der kroatischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.
Einer von 32 EM-Kandidaten
Gegenüber “Bild“ bestätigte Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff nun das Interesse des DFB daran, Sosa zumindest mittel- bis langfristig ins DFB-Team einzubauen. “Wir kennen den Jungen und beobachten ihn. Wir glauben, dass Borna Sosa das Potenzial zum deutschen Nationalspieler hat. Wir schauen bei unserer Beurteilung natürlich auch über die EM hinaus“, ließ Bierhoff zumindest zwischen den Zeilen indes auch anklingen, dass der Stuttgarter durchaus auch schon für die EURO im Sommer ein Kandidat sein könnte.
Sosa soll laut “Bild“ auf jeden Fall zum Kreis von 32 Spielern zählen, aus denen Bundestrainer Löw seinen 26 Mann starken Deutschland EM 2020 Kader nominieren wird. Möglich somit, dass der Linksfuß diesem angehören wird ohne zuvor für Deutschland aufgelaufen zu sein.
Das DFB-Team spielt in EM Gruppe F gegen Portugal, Frankreich und Ungarn. Alle drei Spiele dürfen Kimmich & Co. in der Allianz Arena in München vor heimischen Publikum austragen.