Bevor mit der heutigen WM-Quali Auslosung der Blick schon deutlich in die Zukunft gerichtet wird, hat sich der Deutsche Fußball-Bund in den vergangenen Tagen intensiv mit den vergangenen Monaten beschäftigt, die natürlich vom 0:6-Debakel der Nationalmannschaft zum Abschluss der UEFA Nations League 2020 überlagert wurden.
Nachdem bereits am Montag das DFB-Präsidium im Anschluss an ein Treffen mit Bundestrainer Joachim Löw und dessen Assistenten Marcus Sorg und Andreas Köpke mitgeteilt hatte, auf den verantwortlichen Positionen der sportlichen Leitung in unveränderter personeller Besetzung die Europameisterschaft 2021 in Angriff zu nehmen, äußerte sich am Freitag auch Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff im Rahmen einer Pressekonferenz zu der Thematik.
Bemerkenswert offen gab Bierhoff einen Einblick in die Aufarbeitung der Klatsche von Spanien, in deren Verlauf Bundestrainer Löw offenbar die Vertrauensfrage gestellt hatte: “In der Diskussion am Montag hat Jogi deutlich gemacht: Wenn einer der Meinung ist, dass er nicht mehr der Bundestrainer ist, dann soll man das sagen. Damit hat er kein Problem. Dafür ist er lang genug im Geschäft, dass er weiß, dass ein Trainer an Ergebnissen und an dem Vertrauen gemessen wird. Und wenn das nicht mehr da ist, muss man den Cut ziehen. Aber wenn er da ist, will er das Vertrauen haben.“
Oliver #Bierhoff hat auf der heutigen #DFBPK zu aktuellen Themen rund um das DFB-Team Stellung genommen.
Die wichtigsten Aussagen: https://t.co/BHn5yev29u pic.twitter.com/2qiUYJxucH
— DFB-Team (@DFB_Team) December 4, 2020
Bierhoff mit öffentlicher Rückendeckung für Löw
Dieses vorbehaltlose Vertrauen wurde Löw nun ausgesprochen. Für Bierhoff war dabei “sehr schnell deutlich, dass man den Weg mit Joachim Löw weitergehen muss.“ So betonte der ehemalige Nationalstürmer und Europameister von 1996 auch, dass keine Gespräche mit anderen Trainern geführt wurden.
Unverkennbar war Bierhoffs Bemühen, Löw auch öffentlich den Rücken zu stärken. In einem Vortrag über 35 Minuten führte Bierhoff aus, dass aus seiner Sicht durchaus eine positive Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft zu erkennen sei.
Seine Ansicht untermauerte Bierhoff mit einer Reihe von Zahlen und Statistiken, unter anderem zu den Laufwerten der letzten Jahre. Diese Entwicklung beinhaltete die Umsetzung des nach der verkorksten WM 2018 gefassten Plan, vom Ballbesitz-Fußball wegzukommen und verstärkt auf schnelles Umschaltspiel zu setzen.
Eine entsprechende Entwicklung sah Bierhoff vor allem 2019, wohingegen im Jahr 2020 auch aus DFB-Sicht nicht zuletzt wegen der coronabedingten Umstände vieles nicht optimal gelaufen ist. “Für die Entwicklung einer Mannschaft braucht man aber Frische und Kontinuität – das war 2020 nicht möglich. Deshalb mache ich meinen Frieden damit, dass wir 2020 nur die Ergebnisse erreicht haben, die Entwicklung vielleicht aber nicht so vorangetrieben haben“, räumte Bierhoff denn auch ein, dass in den vergangenen Monaten vieles nicht wie erhofft vorangetrieben werden konnte.
Bierhoff schließt Rückkehr von Hummels und Co. nicht aus
Ein großes Thema rund um die Nationalmannschaft war und ist weiterhin die im März 2019 erfolgte Ausbootung der Weltmeister Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller im Deutschland-Trikot, die in ihren Vereinen inzwischen wieder Woche für Woche herausragende Leistungen bringen, während in der DFB-Auswahl einiges im Argen liegt.
In Bezug auf das erfahrene Trio schloss Bierhoff nun nicht aus, dass es im Vorfeld der Europameisterschaft noch zu einer Kehrtwende kommt: “Spätestens bei der Kadernominierung musst du dir noch mal die Frage stellen: Ist das jetzt noch richtig?“
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