Vor den Spielen in der Europa League, in der das Erreichen des Viertelfinales nach dem 3:1-Sieg im Hinspiel im März bei den Glasgow Rangers wohl nur noch Formsache ist, will sich Bayer Leverkusen eigentlich nicht mit Wechselspekulationen beschäftigen.
Im Falle von Kai Havertz, der intern seinen Wunsch, den Verein schon in diesem Sommer verlassen zu wollen hinterlegt haben soll, wird der Werksklub aber nun wohl nicht umhin kommen, sich doch früher als geplant mit dem sommerlichen Transfermarkt auseinanderzusetzen. Denn insbesondere der FC Chelsea scheint im Werben um Havertz ernst zu machen.
Der deutsche Nationalspieler ist indes längst nicht der einzige Bayer-Profi, der sich mit Abwanderungsgedanken trägt. Auch zwei Angreifer, die sich pikanterweise mehrfach hinter Havertz anstellen mussten, als dieser von Trainer Peter Bosz als falsche Neun aufgeboten wurde, denken über eine Veränderung nach.
Wohl nur noch eine WM-Chance für Alario
Zum einen Lucas Alario, der mit sieben Toren und drei Vorlagen in 24 Bundesliga-Spielen der abgelaufenen Saison eine sehr ordentliche Quote aufweist, wenn man die lediglich elf Einsätze in der Startelf berücksichtigt. Der 27 Jahre alte Argentinier, der im Herbst nach über zwei Jahren Pause wieder in die Nationalmannschaft berufen wurde und zwischen September und November vier Mal ins Argentinien-Trikot schlüpfen durfte, hat mit der WM 2022 in Katar ein großes Ziel vor Augen.
Weil Alario mit dann knapp 34 Jahren nicht unbedingt auch 2026 noch ein Kandidat für den argentinischen Kader sein dürfte, könnte die nächste Weltmeisterschaft die einzige Chance für den Angreifer sein, sich auf der globalen Bühne beweisen zu dürfen.
Bevor die Gedanken nach Katar gehen, steht für Argentinien aber noch die Copa America auf dem Programm, die analog zur Europameisterschaft vom Sommer 2020 auf 2021 verlegt wurde. Dann möchte Alario ebenfalls dabei sein, auch mit dem Hintergedanken, sich trotz großer Konkurrenz mit Blick auf die WM 2022 festzuspielen.
Regelmäßige Einsätze im Verein sind aber mutmaßlich die Voraussetzung dafür, dass Alario der Ruf von Nationaltrainer Lionel Scaloni ereilt. Weil Alario in Leverkusen nur bedingt davon ausgehen kann, angesichts der Konkurrenz von Kevin Volland als Stammkraft eingeplant zu sein, gehen die Überlegungen weg vom Werksklub. Allerdings wird Leverkusen den 2017 für 19 Millionen Euro von River Plate Buenos Aires verpflichteten Angreifer sicher nicht für kleines Geld abgeben.
Pohjanpalo knipst beim HSV
Wie Alario gehört aktuell auch Joel Pohjanpalo zum Leverkusener Kader der neuen Saison. Der Finne, der nach nur einem Kurzeinsatz für Bayer im Winter auf Leihbasis zum Hamburger SV wechselte und dort trotz des verpassten Aufstieges mit neun Toren in 14 Spielen seine Knipserqualitäten unter Beweis stelle, gilt in Leverkusen als idealer Joker, will sich mit dieser Rolle mit nun 25 Jahren aber mutmaßlich nicht auf Dauer abfinden.
Gut möglich deshalb, dass Pohjanpalo trotz eines noch bis 2022 laufenden Vertrages ähnlich wie Alario den Versuch unternimmt, Leverkusen zu verlassen und andernorts regelmäßig Spielpraxis zu bekommen.
Einen Platz im Finnland EM Kader, der 2021 erstmals an einer EM-Endrunde teilnimmt, dürfte der in den letzten Jahren von vielen Verletzungen zurückgeworfene Pohjanpalo zwar bei entsprechender Fitness weitgehend sicher haben, doch um im Kampf um die Stammplätze bei der EM 2021 Argumente vorweisen zu können, wären Spiele und gute Leistungen von Bedeutung.
Finnland bekommt es in EM Gruppe B mit Belgien, Russland und Dänemark zu tun und gilt bei den EM 2021 Wettquoten als krasser Außenseiter.
Dass Leverkusen Alario und Pohjanpalo abgibt, ist indes nicht zu erwarten, zumal Volland als Stürmer Nummer eins vergangene Saison längere Zeit ausgefallen ist und seine Verschnaufpausen erhalten soll.