Die Gruppe H der Fußball EM 2020 Qualifikation ist auf den ersten Blick eine Dreiklassengesellschaft. Klarer Favorit auf den Gruppensieg ist Weltmeister Frankreich, hinter der „Grande Nation“ dürfte es ein enges Duell zwischen Island, Albanien und der Türkei werden.
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Moldawien und Andorra gelten hingegen als krasse Außenseiter in EM 2020 Quali Gruppe H. Wer holt sich neben dem amtierenden Weltmeister Frankreich das zweite Ticket für die EM-Endrunde 2020.
Tabelle der EM-Quali Gruppe H
EM 2020 Quali Gruppe H: Spielplan
EM-Quali 2020 Gruppe H: Frankreich erneut weltmeisterlich?
Weltmeister und Vize-Europameister Frankreich ist derzeit das Non-Plus-Ultra im internationalen Fußball. Die Equipe Tricolore verfügt sowohl über hervorragende Einzelkönner, als auch ein starkes Kollektiv und will nach dem Erfolg bei der WM in Russland auch bei der kommenden EURO ein gewichtiges Wörtchen um den Titel mitreden. Alles andere als eine souveräne Qualfikiation wäre eine Sensation.
Mit Kapitän Hugo Lloris (Tottenham Hotspur) haben die Franzosen seit Jahren eine verlässliche Nummer eins. Real Madrid-Star Raphael Varane und Chelseas Mittelfeldmotor N’Golo Kante stabilisieren die Defensive, vorne zaubern Ausnahmekönner wie Antoine Griezmann (Atletico Madrid) und Youngster Kylian Mbappe (Paris Saint-Germain).
Trotz des offensiven Überangebots glänzt „Les Bleus“ selten mit Zauberfußball. Die Mannschaft von Didier Deschamps setzt meist auf Konter, aus einer geordneten Abwehr werden die schnellen Außenspieler in Szene gesetzt. Das 4-2-3-1 führte Frankreich zum Weltmeistertitel.
In der Nationenliga mussten die Franzosen allerdings der Niederlande den Einzug ins Nations League Final Four überlassen.
Nächste Island-Sensation?
Kaum eine Nationalmannschaft begeisterte die Fans in den letzten Jahren so wie Island. Der einstige Fußballzwerg qualifizierte sich nach dem sensationellen Viertelfinaleinzug bei der EM auch für die WM in Russland. Den „Wikingern“ muss man in dieser Gruppe zumindest den zweiten Platz zutrauen.
Großer Star im Kader von Teamchef Erik Hamren ist Gylfi Sigurdsson (Everton FC). Der offensive Mittelfeldspieler sorgt für die nötige Kreativität, vorne lauert mit Augsburg-Akteur Alfred Finnbogason ein torgefährlicher Angreifer. Kapitän Aron Gunnarsson (Cardiff City) stabilisiert das Mittelfeld, Torhüter Hannes Halldorsson (FK Qarabag) sorgte bei der WM für Furore.
Die Isländer bestechen vor allem durch ihren Kampfgeist. Aus einer stabilen Defensive gelingt es den Nordmännern, immer wieder offensive Nadelstiche zu setzen. Das Spielsystem des WM-Teilnehmers ist variabel, unter Hamren wurde zuletzt ein 3-5-2 praktiziert.
In Nations League Liga A gelang den Isländern allerdings recht wenig. Nach 4 Niederlagen aus 4 Spielen gegen Belgien und die Schweiz muss Island in der nächsten Ausgabe eine Liga weiter unten antreten.
Die Türkei unter Druck
Für die Türkei geht es in Gruppe H der EM-Quali um viel. Die einst stolze Fußballnation steckt seit Jahren in einer hartnäckigen Krise, eine verjüngte und talentierte Mannschaft soll nun den heiß ersehnten Erfolg bringen.
In Gruppe 2 der Nations League Liga B gelang den Türken allerdings nur ein einziger Sieg, was dem Abstieg in Division C gleichkam.
Größter Hoffnungsträger in der Mannschaft von Mircea Lucescu ist Cengiz Ünder von der AS Roma. Der 21-jährige Flügelspieler spielt eine starke Saison und ist für die Offensive der Türken sehr wichtig. Generell ist die Offensive das Prunkstück der Mannschaft, im Sturmzentrum gibt es mit Cenk Tosun (Everton FC) und Enes Ünal (Real Valladolid) mehrere Optionen.
Vorne hui, hinten pfui – so könnte man die türkische Elf beschreiben. Im offensiven 4-3-3 kann die stark besetzte Vordermannschaft für Furore sorgen, der wackeligen Abwehr fehlen aber die Leistungsträger, weshalb die Mannen vom Bosporus eine Wundertüte sind.
Kann Albanien mitmischen?
Eine ähnliche Entwicklung wie Island legte in den letzten Jahren die albanische Mannschaft hin. Von der grauen Maus zum EM-Teilnehmer 2016 – für die „Rot-Schwarzen“ geht es nach der verpassten WM-Endrunde und nach dem Abstieg in Liga D der Nations League darum, diesen Erfolg zu bestätigen.
Im Tor verfügen die Albaner über einen ihrer wenigen internationalen Top-Spieler, Thomas Strakosha hat sich beim SS Lazio in der Serie A etabliert. Auch Napoli-Außenverteidiger Elseid Hysaj überzeugt in Italiens Eliteliga regelmäßig. Taulant Xhaka vom FC Basel und Stürmer Bekim Balaj (Akhmat Grozny) sind ebenfalls bekannte Namen.
Unter dem italienische Ex-Profi und Neo-Teamchef Christian Panucci ist die Mannschaft nach wie vor in einem sehr defensiven 4-1-4-1 ausgerichtet. Problemzone ist eindeutig der Angriff, die Albaner müssen sich offensiv steigern, wenn sie in dieser Gruppe mitmischen wollen.
Moldawien will überraschen
Die moldawische Elf kämpft um die erstmalige Teilnahme an einem großen Turnier. Ein schwieriges Unterfangen – der moldawische Fußball entwickelte sich in den letzten Jahren kaum weiter. Unterschätzen darf man die Truppe vom Schwarzen Meer aber nicht. In Gruppe 3 der Nations League Liga D belegte man den dritten Platz.
Große Namen sucht man bei Moldawien vergeblich. Teuerster Akteur ist Cagliari-Legionär Artur Ionita, der im Team meist am linken Flügel agiert. Vorne stürmt mit Vitalie Damascan (FC Torino) ein weiterer Serie A-Spieler, der 19-jährige gilt als größtes Talent im moldawischen Fußball. Kapitän und Abwehrchef Alexandru Epureanu ist beim türkischen Topklub Basaksehir engagiert.
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Chefcoach Alexandru Spiridon setzt zumeinst auf ein 4-2-3-1-System. Aus einer gesicherten Defensive versucht der Außenseiter über Konter zum Erfolg zu kommen, was zuletzt angesichts der offensiven Ladehemmung selten funktionierte.
Andorra krasser Außenseiter
Aus Topf 6 wurde Andorra in die Gruppe H gelost. Der Fußball-Exot gehört zu den kleinsten Nationen Europas und geht als krasser Außenseiter in die Quali. Jeder Punktgewinn wäre bereits eine Überraschung und für den Zwergstaat ein Riesenerfolg.
Die Andorraner kicken großteils in der heimischen Liga, die wenigen Legionäre sind meist im spanischen Unterhaus aktiv. Teuerster Akteur ist Innenverteidiger Marc Vales, der in Norwegen bei Sandefjord sein Geld verdient. Bekanntester Name ist wohl Routinier Ildefons Lima (Inter d’Escaldes), der u.a. bereits für Rayo Vallecano spielte.
Die Innenverteidigung ist die einzige Position, auf der Andorra über Spieler mit internationaler Erfahrung verfügt. Dementsprechend defensiv ist das 4-2-2-2 ausgelegt. Die Mannschaft wird versuchen, solange wie möglich die Null zu halten und vorne mit einem Lucky Punch zu überraschen.
Prognose: Frankreich und Island buchen EM-Ticket
Ein EM-Ticket in EM-Quali 2020 Gruppe H scheint fix vergeben: Weltmeister Frankreich wird sich ohne großen Probleme gegen Island, die Türkei, Albanien, Moldawien und Andorra durchsetzen.
Spannend wird allerdings, wer sich den zweiten zu vergebenden Startplatz sichert. Hier zeichnet sich ein Zweikampf zwischen Island und der Türkei ab, wobei wir in unserer Prognose auf den einstigen Fußballzwerg Island setzen.
Die Isländer qualifizierten sich nach dem Sensationserfolg bei der EURO 2016 auch erfolgreich für die WM 2018 und setzen sich in der WM-Qualifikation nicht nur gegen den späteren Vizeweltmeister Kroatien, sondern auch gegen die Türkei durch. Dies wird unserer Meinung nach auch diesmal gelingen.
Übrigens: Kein einziges Team der EM Quali 2020 Gruppe H konnte sich in der Nations League den Gruppensieg sichern und wäre somit theoretisch auch nicht für die EM-Playoffs spielberechtigt, sollte die EM-Qualifikation nicht gelingen.
Allerdings könnte man möglicherweise durch ein Nachrücken anstatt von anderen spielberechtigten Mannschaften, die sich über die EM-Quali qualifizieren, doch noch ins Playoff nachrücken. Keine der Nationen der Quali-Gruppe H wird übrigens als EM 2020 Spielort bei der Endrunde vertreten sein.