Der ungarische Fußballverband kann auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückblicken, doch die Zeiten von Ferenc Puskas, Nandor Hidegkuti oder Sandor Kocsis, die den Weltfußball vor allem in den 50er-Jahren geprägt haben, liegen lange zurück. Inzwischen ist aber zumindest eine leicht positive Entwicklung erkennbar.
Bei der Europameisterschaft 2016 war Ungarn 30 Jahre nach der WM 1986 erstmals wieder bei einem großen Turnier dabei und schaffte sogar den Sprung ins Achtelfinale, wo dann aber Belgien mit einer 0:4-Niederlage Endstation war. In der anschließenden Qualifikation für die WM 2018 erwiesen sich dann Portugal und die Schweiz als eine Nummer zu groß.
Nach der verpassten WM-Qualifikation trennte sich der ungarische Verband von Trainer Bernd Storck, dessen Nachfolger George Leekens indes bereits im Sommer 2018 nach nur acht Monaten wieder gehen musste. Seitdem amtiert mit Marco Rossi ein italienischer Fußball-Lehrer, unter dessen Regie der Aufstieg in die Nations League Liga B 2018/19 als Gruppenzweiter hinter Finnland knapp verpasst wurde.
Bei der EM 2020 winken mindestens zwei Heimspiele
Rossis wichtigste Mission lautet nun, Ungarn zur EM 2020 zu führen, bei der drei Gruppenspiele und ein EM Achtelfinale im neuen Nationalstadion in Budapest ausgetragen werden.
Mindestens zwei Heimspiele wären der ungarischen Auswahl in der Vorrunde garantiert und natürlich will man unbedingt dabei sein, wenn sich die vielleicht einmalige Gelegenheit bietet, Europameisterschaftsspiele vor eigenem Publikum auszutragen (hier alle EM 2020 Spielorte ansehen).
Rossi setzt bei der Operation EM-Qualifikation 2020 verstärkt auf eine Achse aus Spielern, die regelmäßig in der deutschen Bundesliga ihre Qualitäten unter Beweis stellen.
Vor Peter Gulacsi (RB Leipzig), der längst als internationaler Top-Torhüter anerkannt ist, hat sich dessen Leipziger Teamkollege Willi Orban als neuer Abwehrchef etabliert. Der 26-Jährige, der nach zwei U21-Länderspielen im DFB-Trikot vergeblich auf eine Nominierung durch Bundestrainer Joachim Löw gewartet hat, entschied sich im Herbst dazu, dem schon längeren Werben des ungarischen Verbandes nachzugeben und für das Heimatland seines Vaters aufzulaufen.
In mittlerweile vier Länderspielen hat Orban mehr als nur angedeutet, die ungarische Hintermannschaft stabilisieren zu können und beim 2:0 gegen Estland mit seiner Torpremiere auch direkt seine Gefährlichkeit bei eigenen Standardsituationen erfolgreich eingebracht.
Deutschland wäre 2020 Gruppengegner
Im ungarischen Angriff ist unterdessen Adam Szalai von der TSG 1899 Hoffenheim eine feste Größe und mit 52 Länderspielen (19 Tore) auch einer der erfahrensten Akteure im Aufgebot.
Wie groß die Wertschätzung Rossis für dieses Trio ist, macht der Besuch des Nationaltrainers beim jüngsten Bundesliga-Duell zwischen Leipzig und Hoffenheim deutlich, in dessen Nachgang es zu einem Treffen kam, bei dem sicherlich auch über Orbans späten Ausgleichstreffer zum 1:1-Endstand gesprochen worden sein dürfte.
Mit Roland Sallai, der beim SC Freiburg vor allem verletzungsbedingt noch nicht richtig angekommen ist, sowie Zsolt Kalmar (DAC Dunajska Streda, früher auch RB Leipzig) und László Kleinheisler (NK Osijek, früher Werder Bremen) zählen weitere Akteure mit Deutschland-Erfahrung zum ungarischen Aufgebot.
Dass Deutschland und Ungarn im Falle einer jeweils erfolgreichen Qualifikation bei der EM 2020 gemeinsam in Gruppe F (der EM 2020 Spielort München trägt gemeinsam mit Budapest die Partien der Gruppe F aus) spielen würden, sorgt somit schon vor den ersten Quali-Spielen für einen besonderen Reiz.
Die ungarische Nationalmannschaft bekommt es in EM-Quali Gruppe E mit Kroatien, Wales, Slowakei und Aserbaidschan zu tun.
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