Mit Jan Koller, Milan Baros oder Vladimir Smicer hatte Tschechien alleine in den Jahren seit der 1993 vollzogenen Unabhängigkeit von der Slowakei einige Angreifer von internationalem Top-Format in seinen Reihen, die auch an den durchaus großen Erfolgen wie etwa dem Halbfinal-Einzug bei der EURO 2004 ihren Anteil hatten.
In jüngerer Vergangenheit allerdings hinkt die tschechische Nationalmannschaft diesen noch gar nicht so lange zurückliegenden Erfolgen mit der goldenen Generation, der auch Akteure wie Tomas Rosicky oder Pavel Nedved angehörten, hinterher.
Seit 2006 schaffte es Tschechien nicht mehr zu einer Weltmeisterschaft und zuletzt war bei der EM 2016 in Frankreich bereits nach der Vorrunde Schluss. In der Fußball Weltrangliste ist Tschechien nur mehr auf dem 44. Platz zu finden.
Abgesehen von Schick fehlt die Klasse im Angriff
Auch deshalb, weil der seit September 2018 von Jaroslav Silhavy trainierten Mannschaft ein echter Torjäger fehlt. Patrick Schick hat in jungen Jahren zwar hohe Erwartungen geweckt und mit nach wie vor erst 23 Jahren unverändert großes Entwicklungspotential, ist bislang aber nicht wie erhofft durchgestartet.
Fünf Treffer in 14 Länderspielen sind für den Angreifer des AS Rom zwar keine schlechte Quote, doch um dauerhaft Akzente zu setzen, machten Schick auch zu oft Verletzungen einen Strich durch die Rechnung.
Hinter Schick wird die Auswahl dann schon eher dünn. Matej Vydra, der bislang ebenfalls auf fünf Länderspieltore kommt, allerdings in 24 Einsätzen, ist wie Schick bei der Roma beim FC Burnley kein Stammspieler und verkörpert auch nicht den klassischen Torjäger.
Und weitere Stürmer wie Michael Krmencik (Viktoria Pilsen), Josef Sural (Alanyaspor), Martin Dolezal (FK Jablonec) oder Stanislav Tecl (Slavia Prag) werden nicht regelmäßig auf hohem Niveau gefordert, sind zudem auch alles keine Talente mehr.
Keine einfachen Aufgaben in der EM-Qualifikation
Schon jetzt ist die Prognose, dass Tschechien auch in der Fußball EM-Qualifikation 2020 aufgrund einer zu geringen Durchschlagskraft Probleme bekommen könnte, nicht übermäßig gewagt. England ist in EM Quali Gruppe A ohnehin der große Favorit, doch auch gegen Bulgarien, Montenegro und den Kosovo erwarten Tschechien unangenehme Spiele, die sicher kein Selbstläufer werden.
Beim tschechischen Verband hat man die Probleme in der Offensive freilich erkannt und offenbar einen spektakulären Plan geschmiedet. So bemüht sich Tschechien laut einem Bericht der “Bild“ um Davie Selke, der zwar 51 Mal für deutsche Junioren-Auswahlmannschaften im DFB-Trikot aufgelaufen ist, aber bislang noch nicht für das A-Team nominiert wurde und deshalb den Verband noch wechseln könnte.
Der 24-Jährige besitzt zwar aktuell nur einen deutschen Pass, könnte aufgrund seiner tschechischen Mutter und seines aus Äthiopien stammenden Vaters aber gemäß der FIFA-Regularien aktuell auch noch für zwei weitere Nationen spielen.
Und insbesondere zu Tschechien hat Selke durchaus eine Verbindung. Der Angreifer von Hertha BSC spricht die Sprache und verbrachte in der Jugend häufig seine Ferien bei den Großeltern.
Kontaktaufnahme über Vladimir Darida
Tschechiens Nationaltrainer Silhavy, dessen bisherige Kontaktversuche zu Selke aber offenbar nicht von Erfolg geprägt waren, macht keinen Hehl aus seiner Wertschätzung für den Angreifer und hat dessen Berliner Teamkollegen Vladimir Darida beauftragt, vorzufühlen: “Selke ist ein wirklich guter Spieler. Ich habe mit Darida gesprochen. Er hat mit Selke darüber mal gesprochen.“
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Dass Selke bislang dem tschechischen Werben gegenüber nicht offen ist, liegt auch an den Hoffnungen auf eine baldige Nominierung durch Bundestrainer Joachim Löw für die Deutschland EM-Quali.
Sollten diese Hoffnungen aber nicht erfüllt werden, scheint nicht gänzlich ausgeschlossen, dass sich Selke mit Blick auf die Europameisterschaft 2020 mit dem tschechischen Verband zumindest einmal austauscht.