Am Montagabend hat Joel Pohjanpalo einmal mehr seine längst bekannten Qualitäten als Joker unter Beweis gestellt. Im Spiel des Hamburger SV beim VfL Bochum kam der 25-Jährige in der 71. Minute beim Stand von 1:1 auf den Platz und benötigte lediglich 160 Sekunden, um sein Team mit 2:1 in Führung zu schießen.
Später hatte der Blondschopf nach einer schnellen Drehung im Strafraum samt ebensolchem Abschluss sogar noch einen zweiten Treffer auf dem Fuß, durfte sich am Ende aber trotz der Parade von VfL-Keeper Patrick Drewes über einen 3:1-Erfolg freuen.
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— Bild FUSSBALL (@Fussball_Bild) February 3, 2020
Für Pohjanpalo scheint eine lange Leidenszeit nun endgültig zu Ende, die kurz nach einer persönlichen Sternstunde im September 2016 mit einem lupenreinen Hattrick als Joker im Trikot von Bayer Leverkusen just gegen den HSV begonnen hatte.
Im Herbst 2016 erlitt Pohjanpalo einen Mittelfußbruch und als sich der Angreifer wieder zurückgemeldet hatte, folgte im Frühling 2018 eine Durchblutungsstörung im rechten Sprungbein, die beinahe das Karriere-Aus bedeutet hätte.
20 Monate lang fiel Pohjanpalo aus, ehe er im Oktober 2019 in den Länderspielen Finnlands in Bosnien-Herzegowina (1:4) und gegen Armenien (3:0) sein Comeback feierte und danach auch bei Leverkusens 2:2 gegen Werder Bremen für wenige Augenblicke zurück aufs Feld durfte. Beim Training der Nationalmannschaft im November schlug das Verletzungspech allerdings erneut zu und setzte Pohjanpalo mit einem Innenbandriss wieder für mehrere Wochen außer Gefecht.
Die EM als große Motivation
Als sich nach einer komplett absolvierten Vorbereitung mit Bayer Leverkusen keine echte Perspektive auf Einsätze in der Bundesliga bot und kurz vor Transferschluss der HSV anfragte, zögerte Pohjanpalo nicht lange und entschied sich vor allem auch mit Blick auf die EURO 2020, bei der erstmals überhaupt eine finnische Nationalmannschaft an den Start gehen wird, zum Wechsel auf Leihbasis in Liga zwei.
“Als ich ein Junge war, hat niemand daran gedacht, dass es diese Chance für unser Land einmal geben könnte. Jetzt ist sie in sechs Monaten da. Das ist eine große Motivation“, macht Pohjanpalo im “Kicker“ kein Geheimnis daraus, dass die EM-Teilnahme des aktuell 58. der FIFA-Weltrangliste ein wichtiger Antrieb ist und ließ durchblicken, trotz seiner langen Abwesenheit das Vertrauen von Nationaltrainer Markku Kanerva zu genießen: „Er hat mir gesagt, dass ich dabei bin, wenn alles gut läuft.“
Aktuell noch Mittelstürmer Nummer zwei
Gut gelaufen ist es bislang beim HSV. Beim 4:1-Auftaktsieg im ersten Spiel im neuen Jahr gegen den 1. FC Nürnberg durfte Pohjanpalo in den letzten sechs Minuten noch hineinschnuppern, ehe er in Bochum schon ein entscheidender Faktor war. Nichtsdestotrotz muss der 28-fache Nationalspieler (sechs Tore) am Wochenende im Heimspiel gegen den Karlsruher SC zunächst wieder mit der Bank vorlieb nehmen.
Zum einen, weil Lukas Hinterseer als Startstürmer keineswegs enttäuschte und sich das Vertrauen von Trainer Dieter Hecking erworben hat. Zum anderen aber auch, weil der Coach Pohjanpalos Qualitäten als Joker schätzt. “Wenn du einen Mittelstürmer reinbringst und der ist sofort auf Betriebstemperatur, dann hilft das“, zitiert “Bild“ Hecking, der damit mit seinem finnischen Kollegen Kanerva auf einer Wellenlänge liegen dürfte.
Auch Kanerva wird bei der EM im Sommer schon alleine deshalb nicht auf Pohjanpalo im Finnland EM Kader 2020 verzichten wollen, weil dieser im Laufe einer Partie immer für frischen Wind sorgen kann. Entscheidend für die EM-Teilnahme wird folglich sein, ob Pohjanpalos Körper mitspielt. Aktuell sieht es in dieser Hinsicht aber gut aus.