Eine offizielle Prognose gibt es nach wie vor nicht, doch dass Niklas Süle bei der Europameisterschaft 2020 für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen wird, gilt nach dem am Samstag im Spiel des FC Bayern München beim FC Augsburg (2:2) erlittenen Kreuzbandriss als unwahrscheinlich.
Auch, da nach Informationen der “Bild“ bei der bereits am Sonntag erfolgten Operation auch noch eine Schädigung des Meniskus festgestellt wurde. Auf unserer Seite zu den verletzten Spielern bei der EM 2020 ist Süle der erste mögliche Ausfall.
Zwar hat Süle selbst die Hoffnung, es noch rechtzeitig zur EM zu schaffen und wird in dieser durch das Beispiel von Sami Khedira bestärkt, der sich 2013 sogar erst Mitte November einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, aber sowohl im Champions-League-Finale für Real Madrid auflaufen konnte als auch bei der WM 2014 ein wichtiger Faktor im Spiel des Weltmeisters war.
Doch Bayern-Präsident Uli Hoeneß konnte sich bei der Abreise des Rekordmeisters zum Spiel bei Olympiakos Piräus nicht vorstellen, dass Süle im Sommer 2020 im Trikot der deutschen Nationalelf zu sehen sein wird. „So wie es ausschaut, ist die Saison beendet, die Europameisterschaft ist ad acta gelegt, die können Sie total vergessen“, so Hoeneß, der vielmehr mit Blick auf den FC Bayern auf eine rechtzeitige Genesung zur Spielzeit 2020/21 setzt „Er muss zur neuen Saison wieder fit sein.“
Kein Druck für Süle
Süle ist in den vergangenen knapp eineinhalb Jahren seit der verkorksten WM 2018 zu einem Eckpfeiler der DFB-Elf avanciert, weshalb die langfristige Verletzung Bundestrainer Joachim Löw natürlich heftig trifft.
„Sein Ausfall ist auch für uns schmerzlich und beeinträchtigt die Entwicklung unserer im Umbruch befindlichen jungen Mannschaft“, wird Löw vom “Kicker“ zitiert und machte dabei auch kein Geheimnis daraus, dass der 24-Jährige in seinen Überlegungen eigentlich eine zentrale Rolle eingenommen hat:
“Er war ein Fixpunkt in unseren Planungen und hatte sowohl im Klub als auch bei uns seine regelmäßigen Einsätze.“ Gleichzeitig betonte Löw aber auch, Süle für seine Comeback alle Zeit der Welt lassen zu wollen: “Ich bin sicher, dass er sich wieder herankämpfen wird. Aber jetzt werden wir überhaupt keinen Druck aufbauen und ihn weiter bestmöglich unterstützen, das weiß er.“
Löw selbst muss freilich eine Lösung finden, wie der Ausfall schon in den letzten Spielen der EM 2020 Quali von Deutschland im November gegen Weißrussland und in Nordirland sowie dann mutmaßlich auch bei der Endrunde kompensiert werden kann.
Die EM-Auslosung der findet am 30. November 2019 in Bukarest statt. Sollte Deutschland mit dabei sein, tritt das Team ganz sicher in Gruppe F an, da drei Spiele dieser Gruppe in der Münchner Allianz Arena ausgetragen werden.
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Löw lehnt Hummels-Rückkehr (noch) ab
Matthias Ginter, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Thilo Kehrer, Niklas Stark oder Robin Koch sind einige Kandidaten, die in Abwesenheit von Süle in der internen Hierarchie aufsteigen könnten. Keiner aus diesem Sextett bringt aber längerfristige Erfahrung auf allerhöchstem Niveau mit. Wenig überraschend werden die öffentlichen Forderungen nach einer Rückkehr des zu Jahresbeginn von Löw gemeinsam mit Jerome Boateng und Thomas Müller ausgemusterten Mats Hummels immer lauter.
Hummels selbst hat in den vergangenen Monaten stets betont, für ein Comeback zur Verfügung zu stehen und mit starken Leistungen im Trikot von Borussia Dortmund gezeigt, noch immer Top-Niveau zu verkörpern.
Bislang allerdings lehnt Löw eine Rückkehr ab. “Es gibt aktuell keine Veranlassung, den Mats zu nominieren“, erklärte der Bundestrainer gegenüber “Bild“. Und in der Tat sollten die Hürden Weißrussland und Nordirland auch ohne eine erfahrene Abwehrstütze übersprungen werden. Mit Blick auf die Endrunde, bei der Deutschland wieder zu den EM Favoriten zählt, werden die Forderungen nach Hummels mit jeder guten Leistung des 30-Jährigen für den BVB aber kaum weniger werden.
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