Das mit dem Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Russland und dem anschließenden Abstieg aus der Liga A der Nations League 2018/19 völlig enttäuschende Jahr 2018 hat dazu geführt, dass man sich beim Deutschen Fußball-Bund Gedanken über grundlegende Dinge macht.
Im Rahmen eines Workshops in Frankfurt ließ Oliver Bierhoff, der nach einer Strukturreform als Leistungsfußball-Direktor mit noch mehr Kompetenzen ausgestattet ist als zuvor in seiner Funktion als Manager der Nationalmannschaft keinen Zweifel daran, dass Handlungsbedarf besteht.
„Es bedarf wieder einer Richtungsänderung, nicht so extrem um 90 Grad wie nach 2000. Aber wir können nicht so weitermachen“, erklärte Bierhoff, der mit der geplanten DFB-Akademie und weiteren, tiefgreifenden Veränderungen dafür sorgen will, dass die deutsche Nationalmannschaft spätestens bei der Europameisterschaft 2024 im eigenen Land wieder zur Weltspitze gehört.
Demzufolge gibt sich Bierhoff “fünf, sechs Jahre“ Zeit, um die Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, immer mit Blick auf die EM 2024 als “Leuchtturm“.
Wie es funktionieren kann, den deutschen Fußball wieder auf das oberste Niveau zu bringen, glaubt Bierhoff zu wissen. „Eine Strategie und ein Team haben wir, es bedarf der Konsequenz, es durchzusetzen. Das braucht ein bisschen Zeit und auch Glück“, bittet der frühere Nationalstürmer auch um Geduld, sieht den Abstand zur Weltspitze indes nicht so groß, “wie wir es im letzten Sommer erfahren oder gefühlt haben.“
Ballack hat insgesamt 98 Länderspiele im Deutschland-Trikot absolviert und dabei 42 Tore erzielt.
Die A-Nationalmannschaft hat Priorität
Insbesondere bei der Ausbildung sieht Bierhoff Optimierungsbedarf: „Talente haben wir viele in Deutschland. Aber aus diesen Talenten Ausnahmespieler zu machen, die in der Weltspitze bestehen können, ist die große Herausforderung“, so Bierhoff, aber aber auch deutlich machte, dass der entscheidende Faktor für die Bewertung der Arbeit beim DFB das Abschneiden der Nationalelf ist.
„Am wichtigsten ist der Erfolg der A-Nationalmannschaft, der hat absolute Priorität“, ließ der Europameister von 1996 durchblicken, dass eine erfolgreiche Qualifikation für die EURO 2020 und die WM 2022 trotz der offenkundig im Vergleich zu anderen Ländern wie England oder Frankreich vorhandenen Defizite in puncto Ausbildung ein Muss ist.
Ballack wertet Bierhoffs Aussagen als Fehlereingeständnis
Mit Verwunderung aufgenommen hat die Aussagen Bierhoffs unterdessen mit Michael Ballack ein ehemaliger Kapitän der DFB-Auswahl, der in der “Stuttgarter Zeitung“ Kritik übte und darauf basierend auch die Arbeit in der jüngeren Vergangenheit hinterfragte: “Das hat mich gewundert. Denn bedeutet das im Umkehrschluss: Der DFB hat in den vergangenen Jahren eine falsche Richtung vorgegeben?“
Die Antwort auf die Frage gibt Ballack gleich selbst und sieht Parallelen zur Vergangenheit: “Das ist ein Eingeständnis, Fehler in der Ausrichtung gemacht zu haben. Wenn es jetzt heißt, man müsse den Fußballern wieder mehr Freiheiten geben, dann erinnert mich das stark an die Zeit vor zehn oder zwanzig Jahren.“
Auf die weitreichenden Reformen zu Beginn des neuen Jahrtausends folgte freilich eine jahrelange Erfolgsperiode. Ein ähnlicher Aufschwung dürfte auch jetzt das Ziel sein und würde alle Kritiker schnell wieder zum Schweigen bringen
Bierhoff bietet Ballack Ausbildung beim DFB an
Nach der scharfen Kritik von Ballack hat sich nun auch DFB-Manager Oliver Bierhoff dazu öffentlich geäußert: „Michael Ballack hat viel Erfahrung als Profi gesammelt. Aber soweit ich weiß, hat er sich bislang noch nicht genauer geäußert, ob er eine Trainer- oder Managerrolle oder überhaupt eine Tätigkeit im Fußball in Zukunft anstrebt“, sagt Bierhoff zu SPORT BILD. „Falls er das möchte, werden wir auch ihn mit unseren Angeboten und Weiterbildungen unterstützen.“
DFB-Team: Bierhoff bietet Ballack DFB-Ausbildung an https://t.co/iqqMKZqCba
— SPOX News (@spox_news) February 19, 2019
In der Deutschland EM-Quali 2020 trifft das DFB-Team auf die Niederlande, Nordirland, Estland und Weißrussland. Mehr Infos zur EM-Quali Gruppe C findet ihr hier.
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