Wer hätte damit gerechnet? Wohl die wenigsten! Mit einer Wette darauf, dass Italien und Island und nicht Spanien und England ins EM Viertelfinale einziehen, hätte man eine Menge Geld gewinnen können (Quote von über 30). Während Italien nun in der nächsten Runde auf Lieblingsgegner Deutschland trifft, gegen die die Azzurri noch kein Pflichtspiel verloren haben, muss Island am kommenden Sonntag gegen Gastgeber Frankreich ran. Nach dem gestrigen Sieg ist den Wikingern aber auch hier eine Überraschung zuzutrauen.
Italien – Spanien 2:0
Eiskalt und unheimlich abgebrüht präsentierte sich einmal mehr die italienische Nationalmannschaft. Bestens eingestellt von Antonio Conte besiegten die Italiener Titelverteidiger Spanien mit 2:0 und revanchierten sich damit für die Niederlagen im EM Finale 2012, Confed Cup 2013 und bei der EM 2008. Die Italiener begannen überraschend offensiv und fanden durch Graziano Pelle und Emanuele Giaccherini erste Möglichkeiten vor. Das 1:0 fiel dann nach einem Freistoß: einen Gewaltschuss von Eder konnte David De Gea nur prallen lassen, Giaccherini spitzelte den Ball zu Giorgio Chiellini, der das Leder über die Linie drückte.
Kurz vor der Pause ließ dann noch Giaccherini eine weitere Möglichkeit auf das 2:0 aus – von Spanien war bis dahin offensiv nichts zu sehen. Nach der Pause und einigen Umstellungen spielten die Iberer bemüht nach vorne, wurden gegen gut verteidigende Italiener aber kaum gefährlich. Zwei Weitschüsse von Gerard Pique und Andres Iniesta waren lange Zeit die besten Möglichkeit, ehe Pique kurz vor Schluss aus kurzer Distanz an Gianluigi Buffon scheiterte. Beinahe postwendend erzielte Pelle nach einem Konter das 2:0 und sorgte damit endgültig für die Entscheidung zugunsten Italiens und das Aus Spaniens.
England – Island 1:2
England ging als klarer Favorit in die Partie gegen Island und startete ambitioniert in die Partie. Bereits nach vier Minuten verwandelte Wayne Rooney nach einem Foul an Raheem Sterling einen Foulelfmeter zum 1:0 und brachte die englischen Fans zum Jubeln. Doch nur achtzig Sekunden später konnten die Isländer überraschend ausgleichen: nach einem weiten Einwurf von verlängerte Kari Arnason den Ball ideal zu Innenverteidiger Ragnar Sigurdsson, der Joe Hart aus wenigen Metern bezwang. Statt dem erwarteten Schützenfest mussten die Three Lions nun wieder Gas geben.
Doch auch der nächste Treffer ging auf das Konto der Wikinger, die ohne Respekt nach vorne spielten. Nach einer schönen Kombination kam Kolbeinn Sightorsson 16 Meter vor dem Tor zum Abschluss und traf nach 18 Minuten zum 2:1. Joe Hart ließ sich den haltbaren Schuss durch die Finger gleiten und machte abermals keine gute Figur. Die beste Chance auf den Ausgleich vor der Pause vergab Harry Kane – Aufbäumen in Halbzeit zwei? Fehlanzeige. Ohne große Probleme verteidigten die kompakten Isländer die englischen Angriffe und hätten im Konter selbst für die Entscheidung sorgen können.
Am Ende bleiben zwei überraschende Siege und ein außergewöhnlicher Kampf der isländischen Nationalmannschaft, die ihr Glück nach dem Abpfiff nicht fassen konnten und noch lange mit den mitgereisten Fans feierten. Ebenso wie der isländische Kommentator, der seine Stimme bis zum Viertelfinale hoffentlich wiedergefunden hat.
“You can leave Europe! You can go wherever the hell you want!”
Icelandic commentator after win. Voice of #Euro2016 pic.twitter.com/7EaLD3kV3t
— Gissur Simonarson CN (@GissiSim) 27. Juni 2016